18. Oktober 2022
Games Lift: Menschen machen den Inkubator
Den Games Lift Inkubator kann es nur geben, weil eine große Zahl von Expert*innen ihn unterstützt, Teams coacht und vernetzt. Über 35 Branchenveteran*innen sind in verschiedenen Funktionen dabei, viele nicht zum ersten Mal. Wir haben gefragt: Warum machen die das?

Bei der Frage hält Games Consultant Steffen Rühl kurz inne: Hat er nach mehreren erfolgreichen Gründungen, nach der Arbeit in der Games- und Brettspiel-Entwicklung, nach Lehrtätigkeit und Coaching nicht schon alles gesehen? Wiederholen sich die Projekte nicht irgendwann?
Nein.
„Als Spieler“ kenne er das Gefühl durchaus und mache dann eine Pause. „Aber bei der Arbeit mit Gründer*innen, bei neuen Projekten habe ich das nicht.“, sagt Rühl. Was ihm bis heute Energie und Begeisterung beschert? „Die Menschen.“

Für Gamecity Hamburg ist es wichtig, gestandene Profis für den Games Lift Inkubator zu gewinnen. Hier können sie ihre Erfahrung weitergeben und dazu beitragen, dass Menschen in der Gamesentwicklung mit ihrem Projekt den nächsten großen Schritt nehmen. Ganz direkt passiert das in den Workshops. Ein wichtiger Termin im Plan gehört Steffen Rühl; er berät die Teams, wie sie ihr Projekt pitchen können.
Entscheidend bei jedem Studio, jedem Projekt und auch bei unserem Inkubator sind die Personen dahinter. Bei ihnen landet auch Steffen Rühl immer wieder. Im Gespräch ist ihm deutlich anzumerken, dass er sich nicht einfach für einen guten Pitch begeistert, sondern für die Menschen, die ihn halten. Deswegen interessiert er sich auch für menschliche Schwächen und Schwierigkeiten, denn da geht es um das „persönliche Wachstum“, das die Kreativen vor sich haben.
„Es hängt an den Menschen. Deswegen bleibt die Arbeit immer spannend.“, sagt Rühl.
Der richtige Tipp
Auch Cassia Curran äußert sich begeistert: „Ich bin immer wieder überrascht und inspiriert von den innovativen und interessanten Spielen der Teilnehmenden.“ Die ausgewiesene Expertin im internationalen Business Development leitet inzwischen ihre eigene Agentur, in der sie schwerpunktmäßig Indie-Studios berät. Im Games Lift Inkubator bittet sie zur Marktanalyse. In unserem Programm liefert sie so einen wichtigen Realitätscheck: Sie hilft den Teams, ihr Projekt aus Publisher- und Investor*innensicht zu betrachten. Das könne durchaus „brutal werden“, gibt sie zu, aber es „spart den Studios viel Zeit.“ Und für kommerzielle Projekte kann so eine Beurteilung lebenswichtig sein.

Wichtig – aber nur ein Aspekt von vielen. Curran und Rühl sind zwei von über 35 Menschen, die bei uns als Coach, Unterstützer*in, Workshopleiter*in, oder Mentor*in mitmachen. Die Gamecity Hamburg hat Expert*innen aus allen Bereichen der Spielebranche rekrutiert, die eines gemeinsam haben: Sie freuen sich, wenn sie von jungen, interessierten Talenten angesprochen werden. Und sie geben ihr Wissen gerne weiter.
Ole Jürgensen erzählt heute noch gern von seinen Begegnungen im Inkubator. Der Absolvent des 2020er Jahrgangs entwickelt das für 2023 angekündigte, gutgelaunte VR-Roguelike Crumbling, bei dem Spieler*innen ihren Avatar wie eine virtuelle Spielzeugfigur in der Hand halten. Als Mentor beriet ihn der Co-Gründer und Creative Director des Bremer Studios KING Art persönlich. „Jan Theysen hat uns dabei geholfen, das Konzept konsequent zu Ende zu denken“, berichtet Jürgensen. Er habe „das Auspacken der Spielfigur aus dem Blisterpack“ vorgeschlagen. Der Moment taucht heute prominent im Trailer auf, er ist „eines unserer besten Features“, findet Jürgensen. Für ihn sind es die „Erfahrung und Intuition“ von Veteranen wie Theysen, die das Mentoring wertvoll machen.

Der wichtige Kontakt
Kontakte knüpfen, die nachwirken – das ist ein erklärtes Ziel von Gamecity Hamburg, nicht nur im Inkubator. Dass darin ein Nutzen für beide Seiten liegt, kann Johannes Kuhlmann bestätigen; er ist Technical Director des Hamburger Studios FISHLABS mit fast 80 Spezialist*innen, die für Konsolen, PC und Mobile entwickeln. Kuhlmann findet es einerseits wichtig, das in Hamburg vorhandene „Riesenpotenzial“ zu fördern. Aber der Mentor freut sich auch einfach, „coole Leute kennenzulernen“. Einerseits könne er bei Gamecity etwas von seiner Erfahrung zurückgeben, andererseits freue er sich, „neue spannende Ideen zu sehen und über den Tellerrand zu blicken.“

Dass gute Kontaktpflege beiden Seiten hilft, weiß Kuhlmann aus persönlicher Erfahrung. Er verfolgt die Teams und Projekte auch nach dem Ende des Programms mit Interesse. Als in seinem Studio für einen speziellen Fall kompetente Verstärkung gesucht wurde, „hat es sich ergeben, dass ein Entwickler aus dem Inkubator vorgeschlagen wurde“, berichtet Kuhlmann. „Da ich gesehen hatte, was er draufhat, konnte ich ihn uneingeschränkt für das Projekt empfehlen.“
So lässt sich das Ziel des Games Lift Inkubators und von Gamecity insgesamt zusammenfassen: Wenn sich die Menschen bei uns kreativ entfalten, wenn sie einander helfen, sich selbstbewusst und realistisch den Herausforderungen stellen, dann kann etwas Großes entstehen. Etwas, das länger hält als dieser Inkubator.