26. November 2021
Games Lift: consider it planen die Grüne Welle
Timo Schneider und Kevin Westphal entwickeln seit Jahren erfolgreich Software. Dann ist etwas Unerwartetes passiert: Eine App hat zu viel Spaß gemacht, um nur nützlich zu sein. Jetzt sind die beiden mit „supernightshift“ auf dem Weg zum Ziel. Mehr in unserem Games Lift Incubator Log.

Timo Schneider will schon losplaudern, da hält er inne: „Eigentlich erzähle ich ja Kevins Idee.“ Dass er sich bremsen muss, hat einen Grund. Seine Begeisterung für das Konzept des Kollegen klingt mit jedem Satz durch. Kevin Westphal ist der App-Entwickler des Duos. Beide arbeiten bei consider it – einer vielseitigen Softwarefirma mit über 50 Angestellten.
„Kevin ist der Hauptverantwortliche unserer ITS Touren-App“, erklärt Projektmanager Timo. Kürzlich fand in Hamburg der Weltkongress zu Intelligent Transport Systems (ITS) statt; consider it steuerten eine App bei, mit der Hamburg seine Mobilität zur Schau stellen konnte. Menschen bewegten sich durch die Stadt und konnten auf dem Smartphone verfolgen, wo sich etwa LKW-Leitsysteme, Ladesäulen oder Bikesharing-Stationen befanden.
Als Kevin in seiner App verfolgte, wie Busse über den Stadtplan fuhren, erinnerte ihn die Perspektive an etwas: „Ich habe früher Anno 1602 und Rollercoaster Tycoon gespielt.“ Die Draufsicht auf eine wuselige Welt hatte ihn damals fasziniert. Jetzt weckte sie seine spielerische Ader. In der Zwischenzeit war auch anderen aufgefallen, dass Potential in der Perspektive steckte: „Mir persönlich hat es super Spaß gemacht, auch nur passiv mit der Umwelt zu interagieren.“, erzählt Timo. Mit dem Stadtplan in der App wurde sichtbar, welche Ampel in 15 Sekunden auf grün springt und welcher Bus gleich um die Ecke biegt. Eine verborgene Seite der Welt öffnete sich auf dem Handybildschirm; ein Cheat-Code für die Realität, um etwa mit dem Fahrrad die grüne Welle einzuplanen.

Kevin wollte die Idee weiter entwickeln und auf dem Fundament der App ein echtes Spiel bauen. Timo hatte auf den Vorschlag eine klare Antwort: „Megageil.“ Bisher hat consider it keine Spiele entwickelt und ist “eher eine Regenschirm-Firma”, wie Kevin ausdrückt. Viele Projekte unterschiedlicher Größenordnungen laufen gleichzeitig. Die neue Herausforderung passt gut in den Mix. Kündigen musste für dieses Abenteuer niemand. “Wir machen das bei uns, als Teil der Firma”, stellt Kevin klar.
Zuerst musste aber ein Konzept gefunden werden. Wie ergeben die interessante Perspektive und der Röntgenblick auf das Verkehrsnetz eine zündende Spielidee? Das Ergebnis ist „supernightshift“: In dem Mobile Game reisen Spieler*innen möglichst schnell und effektiv über einen Stadtplan. Sie kombinieren Verkehrsmittel vom Bus bis zum elektrischen Leihauto. Die Fahrten erfolgen nur virtuell, der Stadtplan aber ist echt. Ästhetisch klingen Spielehits wie „Mini Metro“ an, spielerisch erinnert die Idee an Klassiker wie „Scotland Yard“. Selten kam Begeisterung für Öffentlichen Personennahverkehr so schick daher.
In den Inkubator sind die beiden gekommen, um zuzuhören und sich zu vernetzen. „Wir haben keinen theoretischen Hintergrund im Game Design“, stellt Kevin klar. Deswegen sind die Workshops und das konkrete Feedback der Mentor*innen wichtig – von der Projektmanagerin bis zum Spielejournalisten stehen renommierte Fachleute bereit, um Teams im Inkubator voranzubringen. “Wir haben viele Eindrücke mitgenommen”, fasst Timo zusammen. Kevin entwickelt für das Spiel eine Engine, die auf dem Kartenframework aufsetzt. Dann geht es zum Etappenziel am Ende der Workshop-Phase: Eine Live-Demo.
„Wir haben gelernt, das noch viel Potential in der Idee steckt“, erklärt Kevin. Gemeinsam mit Timo will er vor allem die Kernfrage beantworten: „Wie macht das genau Spaß?“ Die Demo soll wesentlich dabei helfen, Spielmechanismen zu erproben und nachzuschärfen. So etwas lasse sich schwer am Reißbrett planen, stellt Kevin fest.

Mit dem Input aus dem Inkubator haben Timo und Kevin ihren kritischen Blick auf das Projekt geschärft. Wenn sie ihre Demo so weit entwickelt haben, dass sie zuverlässigen und nachweisbaren Spaß liefert, dann ist schon der nächste Schritt im Blick. Das Unternehmen ist bereits mit der Hochbahn in Hamburg vernetzt. „Supernightshift“ könnte ein perfekter Beitrag zum Städtemarketing werden, dass den Menschen neue Verkehrsmittel näherbringt. Schnell und effektiv voranzukommen, ist nicht nur im Spiel ein attraktives Ziel. Vielleicht wird der Titel auch einmal solo im App Store landen, vielleicht wird er vorher in verschiedenen Städten Deutschlands eingeführt und über Verkehrsbetriebe vermarktet. Aber die ersten Runden dreht „supernightshift“ wahrscheinlich in der Gamecity Hamburg.
Timo und Kevin werden ihr Projekt bei der Games Lift Graduation am 2. Dezember öffentlich präsentieren - melde dich jetzt an, um live per Stream oder vor Ort in der Factory Hammerbrooklyn in Hamburg bei den Abschlusspräsentationen aller fünf Teams des Games Lift Inkubators 2021 dabei zu sein!