28. Oktober 2025
Games Lift: Sharon Sacks und Vincent Will bringen Farbe in den Krimi
Wer Spiele entwickelt, der sucht nach Lösungen für Probleme. Bei diesem Duo sieht es trügerisch einfach aus: Zwei studierte Illustrationsprofis bringen ihre klare Vision mit in den Games Lift Inkubator.

Die ersten Wochen im Programm waren anstrengend, sie waren sogar „intensiv“, erzählt Vincent Will, und lächelt zufrieden. Sharon Sacks nickt entspannt. Offenbar haben sie das kommen sehen. Das scheint eine Stärke der beiden zu sein: Reflektiert und aufgeräumt wirken sie auch mitten im frisch angelaufenen Förderprogramm mit vollem Terminkalender im Nacken.
Der Games Lift Inkubator 2025 ist im September gestartet, die Workshops sind in vollem Gang, und das bedeutet für jedes Team eine Herausforderung. Dass viele der besprochenen Themen neu sind, ist der Witz, es sollen ja neue Kompetenzen aufgebaut werden. Sharon und Vincent saugen die Inhalte auf „wie ein Schwamm“. Besonders hilfreich fanden sie den Input in den Workshops zu PR und Marketing – Sichtbarkeit ist schließlich in der ganzen Branche eine Herausforderung. Und Vincent zeigt sich „total positiv überrascht“ vom Pitch-Workshop. Genau das Thema habe ihm in der Vergangenheit Probleme bereitet.
Bunte Machenschaften
Wie man dagegen originelle Ideen ausheckt und illustriert, wie man gute und kompakte Spiele daraus baut, das wussten die beiden schon vorher. Über eine Handvoll Game Jams haben sie sich ausprobiert und waren schnell erfolgreich. Gleich mehrere Projekte wurden prämiert oder landeten auf den vordersten Plätzen. Mit der konkreten Erfahrung sehen sie sich bereit, ein größeres Projekt zu stemmen.
Sharon und Vincent entwickeln „Das Falsche Pferd“, ein detektivisches Adventure. Kurz vor der Ziellinie stürzt ein Jockey tot aus dem Sattel seines Rennpferdes. Ein Journalist muss den Fall lösen. Und wie er das tut, soll sich tatsächlich nach Detektivarbeit anfühlen. Spielende erkunden die Pferderennbahn, befragen zwielichtige Gestalten, kombinieren Hinweise und können daraus schließlich Schlussfolgerungen ziehen.
Die Spielidee dockt bei verschiedenen Trends an. Vor allem das Kombinieren der Hinweise erinnert an die erfolgreichen Spiele der „Golden Idol“-Serie. Doch schon durch den Ton wird dieser Krimi ein sehr eigenständiges Vergnügen. Die Arbeit ist deutlich interaktiver, dazu treiben sich sehr bunte und kuriose Charaktere auf der Rennbahn herum. Der Stil soll auch ein diverses und jüngeres Publikum abholen. Im Interview erzählen Sharon und Vincent von ihrer Liebe für Mystery-Stoffe und einschlägige Jugend-Krimi-Serien. Die beiden sind im Stoff, und wissen, wie sie eigene Akzente setzen wollen: Von „Dark Noir oder klischeebehafteten Settings“ will Sharon sich abgrenzen und einen farbenfrohen Krimi inszenieren.
Schnelle Schlüsse
Dass der Krimi bereits in ersten Mockups zum Losspielen schön aussieht, hat einen Grund. Sharon und Vincent bringen jeweils sieben Jahre Erfahrung in der Illustration mit. Beide machen ihren Master an der HAW Hamburg und haben zielstrebig Qualifikationen aufgebaut, um eigenständig Spiele zu entwickeln. Sharon ist für die Art Direction des Projektes zuständig, betont aber den „kooperativen“ Charakter der Zusammenarbeit. Und Vincent hat in den letzten Jahren „sehr viel programmiert“.
Viele Aufgaben kann das Duo abdecken, doch beim Sound-Design, einer möglicherweise umfangreichen Sprachausgabe und zahlreichen Animationen sehen Sharon und Vincent Handlungsbedarf. Zwei externe Profis werden an dem Projekt mitarbeiten. Und es ist gut möglich, dass sich das Team noch einmal vergrößern wird.
Allerdings soll hier nichts ausufern. Ein Epos soll „Das Falsche Pferd“ gar nicht werden, sondern ein unterhaltsames Abenteuer für ein bis zwei Abende. Das Ziel ist ein runder und stimmungsvoller, aber kompakter Krimi.
Aktuell ist die Arbeit noch sehr viel „Kopfsache“, doch die beiden freuen sich darauf, bald ins Testen der ersten Rätsel zu kommen. Parallel dazu wollen sie die Welt entwickeln und sich den roten Faden für den Krimi zurechtlegen. Bei aller Ruhe geht die Sache schnell voran. 2027 soll „Das Falsche Pferd“ erscheinen.











